In der Ausstellung stoffwechsel begegnen sich vier Menschen, deren Lebenswege sich im Kunstraum einer Freiburger Schule zu verschiedenen Zeiten überschnitten. Die Künstlerinnen Mirjam Walter (Hamburg) und Miriam Wieser (Freiburg), sowie die Kuratorin Andrea Karle (Weimar) wurden von ihrer ehemaligen Kunstlehrerin Eva Rosenstiel in die Galerie für Gegenwartskunst im E-WERK Freiburg zur Zusammenarbeit eingeladen. Die drei Künstlerinnen geben darin einen Einblick in ihr Schaffen, das von Malerei über Fotografie, Installation und Performance reicht. Schon mit dem Titel stoffwechsel klingen die verschiedenen Facetten ihrer Arbeiten an: Neben Textil als Sujet ist ein Aspekt auch die Transformation und Wandelbarkeit von Bildträgern. Darüber hinaus wird die Verarbeitung von alltäglich Wahrgenommenem durch Malerei erfahrbar.
Eine Ausstellung im Rahmen der Reihe „Künstler:innen laden Künstler:innen ein“, ein Format des Atelierhauses, E-WERK.
Kuratiert von Andrea Karle (Weimar).
In the exhibition stoffwechsel (metabolism), four people whose lives crossed at different times in the art room of a school in Freiburg come together. The artists Mirjam Walter (Hamburg) and Miriam Wieser (Freiburg), as well as the curator Andrea Karle (Weimar), have been invited by their former art teacher Eva Rosenstiel to collaborate at the Galerie für Gegenwartskunst at the E-WERK Freiburg. The three artists present an insight into their work, which ranges from painting to photography, installation, and performance. The German expression “stoffwechsel” in the title already hints at the different aspects of their work: In addition to textiles as a subject, one aspect is the transformation and variability of image carriers. In addition, the transformation of everyday experiences through painting becomes tangible.
An exhibition as part of the series „Künstler:innen einladen Künstler:innen“, a format of the Atelierhaus, E-WERK.
Curated by Andrea Karle (Weimar).
Eva Rosenstiel, Mirjam Walter, Miriam Wieser
Vernissage
Sa 23.3.2024 | 18 Uhr, Foyer
mit einer Performance von Miriam Wieser
PERFORMANCE
Sa 20.4.2024 | 16 Uhr, Foyer
I, A HYPEN
Mirjam Walter & Jula Hainz
Die Galerie bliebt an Karfreitag, 29.03. und Ostersonntag, 31.03.2024 geschlossen.
In ihrem Buch What Does It Mean to Be Post-Soviet? thematisiert Madina Tlostanova, die Wissenschaftlerin für Postkolonialen Feminismus, den verdrängten Prozess der Dekolonialisierung im post-sowjetischen Raum. Sie fragt nach den umstrittenen, ausgeschlossenen oder unterdrückten Erinnerungen und Traumata aus der Zeit der sowjetischen Vergangenheit. Wie kann zeitgenössische Kunst die offizielle Version der Geschichte hinterfragen und erweitern? Diese Frage wird in der Doppelausstellung aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven beleuchtet.
In her book What Does It Mean to Be Post-Soviet?, the postcolonial feminist scholar Madina Tostanova addresses the unrealised process of decolonisation in the post-Soviet space. She explores the contested, ignored or suppressed memories and traumas from the Soviet past. How can contemporary art re-examine and expand the official version of history? This question is examined from different artistic perspectives in the double exhibition.
In ihrer Solopräsentation The Eyes of Earth thematisiert die iranische Fotografin Solmaz Daryani die Folgen imperialer und post-imperialer Umweltausbeutung für den Urmia See im Grenzgebiet der iranischen Provinzen West- und Ost-Aserbaidschan. Ausgehend von ihren persönlichen Kindheits-Erinnerungen am Urmia See und der Geschichte ihrer Familie – ihr Grossvater betrieb ein Hotel am Seeufer in der Hafenstadt Sharafkhaneh – erkundet Daryani die langfristigen Auswirkungen der fortschreitenden Umweltzerstörung auf Menschen und Landschaften.
Solmaz Daryani ist eine iranische Dokumentarfotografin, die derzeit sowohl im Iran als auch in Grossbritannien lebt. Sie ist Stipendiatin der Magnum Foundation und der National Geographic Society und Mitglied von Women Photograph und Diversify Photo. Ihre Arbeit konzentriert sich hauptsächlich auf die Erforschung der Themen Klimawandel und Wasserkrise, wobei sie ein großes Interesse an den menschlichen Beziehungen zur Umwelt, zu Gemeinschaften und Kulturen hat.
In her solo presentation The Eyes of Earth, Iranian photographer Solmaz Daryani addresses the consequences of imperial and post-imperial environmental exploitation on Lake Urmia in the border region between the Iranian provinces of West and East Azerbaijan. Based on her personal childhood memories of Lake Urmia and the history of her family – her grandfather ran a hotel on the shores of the lake in the harbour town of Sharafkhaneh – Daryani explores the long-term effects of the ongoing environmental destruction on people and landscapes.
In ihrer Einzelausstellung Geborgtes Leben mit Video-Installationen, Fotografien und Performance fragt die in Aserbaidschan lebende Künstlerin Sabina Shikhlinskaya nach den vielfältigen Verlusten einer nicht kritisch aufgearbeiteten post-sowjetischen Zeit. Welches sind die destruktiven Auswirkungen von endlosen Kriegen und militärischen Auseinandersetzungen auf Erinnerung, kulturelles Erbe sowie menschliche und natürliche Lebensräume?
Sabina Shikhlinskaya ist Künstlerin und Kuratorin. Sie hat an zahlreichen Ausstellungen sowie an Biennalen in Aserbaidschan und im Ausland teilgenommen. Sie war die Kuratorin des ersten aserbaidschanischen Ausstellungspavillons auf der 52. Biennale von Venedig. Bekannt für ihre frühe modernistische Malerei, wandte sie sich in den 90er-Jahren der konzeptionellen zeitgenössischen Kunst zu. Sie begann, multimediale Praktiken zu erforschen, wobei sie ihren interkulturellen Hintergrund nutzte, um Kunstwerke zu schaffen, die komplexe Beziehungen zwischen Kultur, Politik und Identität beinhalten. Indem sie sich indirekt mit politischen Themen auseinandersetzt, schafft sie ein Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Konzept mit Arbeiten, die oft ans Poetische grenzen. Ihr Schwerpunkt liegt auf Videoinstallationen und Fotodokumentation.
In her solo exhibition Borrowed Life, the artist Sabina Shikhlinskaya, who lives in Baku, the capital of Azerbaijan, uses video installations, photographs and performance to explore the manifold losses of a post-Soviet era that has not been critically reappraised. What are the destructive effects of endless wars and military conflicts on memory, cultural heritage and human and natural habitats?
In seiner spielerisch wie verstörenden Solopräsentation mit Skulpturen, Videos, Sound, Fotos und Texten untersucht der in Genf lebende Künstler Thomas Liu Le Lann Machtlosigkeit, Versagen und Verletzlichkeit durch eine Mischung aus intimer Erfahrung und kollektiver Geschichte. Dabei hinterfragt er die Beziehung des Einzelnen zu Kindheit, Familie, Arbeit, kapitalistischen Produktionssystemen und Freizeitgesellschaft.
Thomas Liu Le Lann ist ein französischer Künstler, geboren 1994, er lebt und arbeitet in Genf. Im Jahr 2018 hat er den Preis HEAD – Galerie gewonnen. Im selben Jahr gewann er den New Heads – Fondation BNP Art Awards, dank dem er eingeladen wurde, eine Einzelausstellung im Musée des Beaux Arts in Le Locle sowie am Stand der Stiftung BNP auf der artgenève zu präsentieren.
Zu seinen Einzelausstellungen gehören Best Western bei LUBOV (New York, USA), Show Down im Musée des Beaux Arts in Le Locle (Le Locle, Schweiz), I’m not okay in der Galerie Vin Vin (Wien, Österreich) und 07.19 bei Maladie d’Amour (Grenoble, Frankreich). Er nahm an Gruppenausstellungen teil, wie Studies on Empathy in der Fondation d’Entreprise Ricard (Paris, Frankreich), Henry Darger Summer Camp designed by Extramentale (Arles, Frankreich) und Plattform # 19 im Center d’Art Contemporain – Yverdon les Bains (Yverdon les Bains, Schweiz).
Thomas Liu Le Lann ist außerdem Mitbegründer und Mitverwalter von Cherish, einem von Künstlern betriebenen Raum in Genf, in Zusammenarbeit mit Serpas, Mohamed Almussibli und James Bantone.
In his playful and disturbing solo presentation with sculptures, videos, sound, photos and texts, Geneva-based artist Thomas Liu Le Lann explores powerlessness, failure and vulnerability through a mixture of intimate experience and collective history. He questions the individual’s relationship to childhood, family, work, capitalist production systems and leisure society.
Jamie Welsh arbeitet mit stark konstruierten Fotografien. In den oft klinischen Innenräumen von offiziellen Gebäuden werden Figuren als Allegorien für ängstliche oder angespannte psychologische Zustände gezeigt. Welshs Forschung konzentriert sich auf die formale Beziehung zwischen Mensch und architektonischem Raum und die Evokation psychologischer Innerlichkeit durch Fotografie. Für seine Einzelpräsentation in Freiburg entsteht eine neue Fotoserie, die in der Zentrale einer ehemaligen portugiesischen Bank, die von 1864 bis 2001 als Notenbank für das gesamte portugiesische Reich fungierte, inszeniert wird.
Jaime Welsh wurde 1994 in Lissabon, Portugal, geboren und lebt und arbeitet in London, wo er als Stipendiat der Calouste Gulbenkian Foundation und der Goldsmiths University seinen Abschluss machte (2018-2021). Aktuelle Projekte wurden in der South London Gallery, Galeria Madragoa, Firstsite Museum; White Cube (online); Castor Gallery; Saatchi Gallery; Piccadilly Lights; Galeria Graça Brandão; Gallery 46 Whitechapel ausgestellt. Zu den jüngsten Auszeichnungen gehören Bloomberg New Contemporaries 2021, Tomorrow by White Cube 2021 und Circa Art Class of 2020. Welsh war Artist in Residence in der Rua das gaivotas 6 und Tate Exchange in der Tate Modern. Zu den öffentlichen Sammlungen gehören das Calouste Gulbenkian Museum und die Sammlung MACE (Antonio Cachola). Die Arbeiten von Jaime Welsh wurden unter anderem im Frieze Magazine, Contemporânea, Elephant Magazine, Jornal Expresso, Umbigo Magazine und Urbana veröffentlicht.
The artist Jamie Welsh, born in Portugal, who lives and works in London, works with strongly constructed photographs. In the often clinical interiors of official buildings, figures are shown as allegories for anxious or tense psychological states. Welsh’s research focuses on the formal relationship between people and architectural space and the evocation of psychological interiority through photography. A new photographic series is being created for his solo presentation in Freiburg, staged in the headquarters of a former Portuguese bank that operated between 1864 and 2001 as the issuing bank for the whole of the Portuguese empire.